Willi Jelinek, * 25.12.1889, † 24.3.1952. WAR ES MORD? Der führende Anarchist der DDR – verurteilt zu 25 Jahren Zwangsarbeit- starb in Bautzen.

24 Mär

Wilhelm „Willi“ Jelinek (* 25. Dezember 1889 in Ludwigsdorf; † 24. März 1952 im Zuchthaus Bautzen) war ein deutscher Metallarbeiter, Autor, Betriebsratsvorsitzender und Vertreter des Anarchosyndikalismus.
Wirken

Nach dem Ersten Weltkrieg organisierten sich in Deutschland zeitweilig mehr als 150.000 Menschen in der anarchosyndikalistischen und anarchistischen Bewegung.[1] Jelinek beteiligte sich bei der Zeitschrift „Proletarischer Zeitgeist“ als Autor und als Kontaktadresse. Diese „von Arbeitern für Arbeiter geschriebene Zeitung“ (Untertitel) stand anfangs der Allgemeine Arbeiter-Union – Einheitsorganisation (AAU–E) nahe, wandte sich jedoch später von der rätekommunistischen Ausrichtung der AAUE ab.
Ab 1933 und nach 1945 hatten es die Anarchisten schwer, ihre Weltanschauung in Wort und Schrift zu verbreiten. Jelinek spielte eine wichtige Rolle als Anarchosyndikalist unmittelbar nach der Machtergreifung (1933) durch die Nationalsozialisten und auch später nach Ende des Zweiten Weltkrieges (1945). 1933 kamen verschiedene anarchistische Aktivisten in Schutzhaft, so unter anderem Jelinek, Marie Meier und Martin Küchler. Ein Jahr später wurde eine Gruppe aus dem Umfeld der freiheitlichen Sozialisten in Hagen verhaftet. Martin Küchler wurde mit seiner Ehefrau wegen des Hörens von Feindsendern verurteilt.
Wilhelm Jelinek organisierte zusammen mit anderen Anarchisten und Anarchosyndikalisten 1945 in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ, später DDR) einen Treffpunkt für freiheitliche Sozialisten, genannt die „Zwickauer Richtung“. In jener Zeit gab er das Rundschreiben Zwickau heraus, das später von Willy Huppertz fortgeführt wurde. Frühere Mitglieder der Anarchistischen Föderation (AF), unter anderem Fritz Heller, beteiligten sich bei der Informationsstelle und dem Rundschreiben. „In Zwickau wurde, so unglaublich es klingt, eine Informationsstelle des gesamtdeutschen Anarchismus gebildet. Sie berief Mitte 1948 nach Leipzig eine geheime Konferenz aller unter sowjetischer Besatzungsmacht lebenden Antiautoritären verschiedener Richtungen ein“.  Zwischen 1945 und 1948 waren anarchistische Gruppen in der SBZ so gut organisiert, dass sie westdeutschen Anarchisten unter anderem finanzielle Hilfe bieten konnten.


Im November 1948 wurde ein Treffen in Leipzig für libertäre Gruppen organisiert. Jelinek, der die Konferenz mit geplant hatte, wurde, wie alle anderen Teilnehmer, am 10. November von Mitarbeitern der Abteilung K 5 der Volkspolizei und der sowjetischen Geheimpolizei MGB verhaftet. Ein sowjetisches Militärtribunal verurteilte ihn am 26. Februar 1949 wegen „antisowjetischer Agitation“ und „illegaler Gruppenbildung“ zu einer Freiheitsstrafe von 25 Jahren. Zur Strafverbüßung kam Jelinek in die SMT-Justizvollzugsanstalt Bautzen, die 1950 Zuchthaus der DDR wurde.

Unter bislang ungeklärten Umständen starb Wilhelm Jelinek 1952 im Zuchthaus Bautzen. Seine Mitstreiter sprachen von „politischem Mord“.

Quelle: de.m.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Jelinek_(Anarchist)

Willi Prinz (* 10. August 1909 ; † 28. Dezember 1973)

9 Aug
Willi Prinz (* 10. August 1909 in Köln-Kalk; † 28. Dezember 1973 in Garmisch-Partenkirchen), eigentlich Wilhelm Peter Prinz, war ein deutscher Politiker. Er war von 1949 bis 1951 erster Vorsitzender der Hamburger KPD.
Leben
Sein Vater war als Anstreicher und Lackierer in einer Maschinenfabrik tätig. 1923 begann Prinz eine Lehre als Motorenschlosser. Seit 1927 war er KPD-Mitglied. 1928 trat er dem KJVD bei und wurde 1930 für die Kommunistische Jugendinternationale nach Moskau berufen. In den parteiinternen Machtkämpfen zwischen Heinz Neumann und Ernst Thälmann galt Prinz als Sympathisant Neumanns und verlor bei seiner Rückkehr nach Deutschland sämtliche Ämter.
Im Ruhrgebiet kämpfte er von Oktober 1932 bis Mai 1933 gegen den Nationalsozialismus. In Trier reorganisierte er die zerschlagende KP. 1935 wurde Prinz von seiner Partei nach Paris beordert. Anschließend übernahm er die Leitung der kommunistischen Emigration in den Niederlanden. Dort war er als Organisations- und Schulungsleiter tätig. Im Mai 1941 wurde er von der niederländischen Polizei bei einer Razzia verhaftet und kam in das Konzentrationslager Sachsenhausen. Nach Hochverratsprozess wurde er zu zwei Jahren und drei Monaten Zuchthaus verurteilt. Er kam in das Zuchthaus Münster, wurde aber schon im November 1942 zur Strafdivision 999 eingezogen.
Nach Kriegsende geriet er in britische Gefangenschaft. 1947 kehrte er nach Deutschland zurück. Im April 1948 wurde er zweiter Vorsitzender des Zonensekretärs der KPD in der französischen Besatzungszone. Im August 1949 wurde er zum Landesvorsitzenden der Hamburger KPD gewählt und war von 1949 bis 1952 Abgeordneter der Hamburger Bürgerschaft. Die KPD fand sich in einem Umfragetief. Prinz sollte sich in Hamburg um die geringe Akzeptanz der KPD bei den Wählern und den Gewerkschaften kümmern.
Entscheidender für seine Tätigkeit als Landesvorsitzender wurden jedoch die Forderungen nach einer „Säuberung“ von „Parteifeinden“, denn vom Parteivorstand wurde der Hamburger KPD vorgeworfen, dass sie sich zu wohlwollend „gegenüber Vertretern antisowjetischer und anderer parteifeindlicher Auffassungen“[1] gezeigt habe. Prinz verhinderte jedoch die meisten Parteiausschüsse der sogenannten „parteifeindlichen fraktionellen Gruppe“.Gegenüber der „Ohne mich“-Bewegung, die sich gegen die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik, und von der KPD ohne Vorbehalt unterstützt wurde, nahm Prinz eine abweichende Meinung zu seiner Partei ein. Zum Verhängnis wurde ihm seine Einordnung als politischer Abweichler vor 1933.
Im Januar 1951 hatte Erich Mielke seine Verhaftung angeordnet. Seit dem 10. Februar 1951 war Prinz in Gefängnissen der DDR inhaftiert. Er sollte „Verbrechen“ gegen den Frieden, die Sowjetunion, die DDR und deren Führung gestehen. Ihm wurde vorgeworfen, dass er Harry Naujoks und Walter Müller nicht aus der Partei ausgeschlossen habe. Unter Androhung von lebenslanger Haft, Schlafentzug und Verbot jeglichen Kontaktes mit seiner Frau sollte Prinz ein „Geständnis“ ablegen.
Im April 1954 wurde Prinz aus der Haft entlassen. Ungeklärt ist wie es zur Haftentlassung kam. Laut eines SED-Mitarbeiters gebe es keine Anhaltspunkte, „dass der Genosse Prinz sich parteifeindlich betätigt hat oder sonst wie Verrat an der Partei übte“[3] Nach dem Willen der Partei sollte Prinz in der DDR leben, in die SED eintreten und in der Redaktion einer sächsischen Parteizeitung arbeiten. Prinz floh jedoch von Ost-Berlin nach West-Berlin und reiste von dort per Flugzeug weiter nach Hamburg. Prinz gelang jedoch kein politischer Neuanfang. Er arbeitete fortan in einer Maschinenfabrik und betrieb später mit seinem Bruder ein Geschäft für Landmaschinen.

Helmut Remmele, 13.1.1910, † 21.1.1938

19 Jan
 

Helmut Remmele

* .1.1910, † 21.1.1938

Geboren am 13. Januar 1910 in Mannheim als Sohn von Anna und Hermann Remmele. 1920 mit den Eltern nach Berlin übergesiedelt, wo er nach dem Abschluß der Realschule Werkzeugmacher lernte. Helmut Remmele trat 1924 in die KJD und 1928 in die KPD ein. Ab 1927 hielt er sich in Moskau auf, besuchte hier eine Berufsschule und wurde Mitglied des Komsomol. 1929 nach Berlin zurückgekehrt, begann er in Berlin-Wedding seine hauptamtliche Karriere als KJVD-Funktionär. Von 1929 bis 1932 war Helmut Remmele Mitglied des ZK des KJVD und Redakteur an der Zeitschrift »Junge Garde«. Weil er in der KJVD-Führung im Sommer 1932 die Position Heinz Neumanns vertrat und die Kritik seines Vaters an Ernst Thälmann unterstützte, wurde Helmut Remmele wegen »Zugehörigkeit zur Neumann-Remmele-Opposition« von seiner Funktion im ZK des KJVD entbunden. An der Jahreswende 1932/33 war er noch KPD-Funktionär im Berliner UB Süd-West und Süd-Ost. Im Februar ging er in die Illegalität, emigrierte später nach Frankreich und kam Anfang 1934 in die Sowjetunion. Von Februar 1934 bis Anfang 1936 konnte Helmut Remmele durch Protektion von Wilhelm Knorin an der KUNMS studieren. Anschließend Schlosser in Magnitogorsk; dort verlor er seine Arbeit, als auf NKWD-Befehl vom Juli 1937 alle in der Rüstungsindustrie beschäftigten Deutschen entlassen wurden. Helmut Remmele wurde am 19.September 1937 vom NKWD verhaftet, am 21. Januar 1938 vom Militärtribunal des Obersten Gerichts in Moskau zum Tode verurteilt und noch am gleichen Tag erschossen.
 
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Pelz, Herbert, Dr. med geb. 15.11.1909, erschossen 1938

15 Nov
Am 15.11.2015 jährt sich der 106. Geburtstag eines ehemaligen Vorsitzenden des Kommunistischen Studentenverbandes (KOSTUFRA), der im Alter von 29 Jahren als Trotzkist erschossen wurde: ***NEVER FORGET!***
Pelz, Herbert, Dr. med.
(* 1909 – gest. 1938?)
Geboren am 15. November 1909 in Berlin.
Nach dem Studium und der Promotion wurd er Assistenzarzt und Bakteriologe in Berlin. Aktiv in der kommunistischen Studentenarheit, ab 1929 in der Kostufra-Reichsleitung („Kommunistische Studentenfraktion) . 1931 kurz zeitig deren Leiter. Pelz übersiedelte im November 1932 nach Moskau und war auch dort als Arzt tätig. Im März 1938 vom NKWD verhaftet, wurde er als angeblicher Trotzkist vor Gericht gestellt. Herbert Pelz soll noch im gleichen Jahhr erschossen worden sein.

Am 16.9 1942 wurde die Schriftstellerin Maria Osten von Stalins Bütteln ermordet

15 Sept

Die Frau des »Volksfeindes«
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»Der erste Dünger für die Ernte ist der billige Schweiß derer, die niemals ernten. Die Erde ist nicht für die fruchtbar, die sie mühsam bearbeiten. Die Körner, die aus dem Dreschkasten in Säcke rinnen, sind neuer geheimnisvoller Samen und bares Geld. Beides geht durch die riesigen rissigen Hände der Arbeiter. Sie werfen das Getreide in den Dreschkasten, hängen die Säcke ab, wiegen sie und stapeln die taubgewordenen Halme, das Stroh. Über das weitere Schicksal des Getreides wird auf der Börse entschieden – nicht so, wie es die Menschen brauchten, sondern, wie es die Herrschenden brauchen, die verdienen wollen.« Diese Sätze sind der legendären, 1932 im Malik-Verlag erschienenen Anthologie »30 Erzähler des neuen Deutschland« entnommen und stammen von der 24-jährigen Maria Greßhöner, die seit 1926 im Verlag arbeitete und mit dem Verleger Wieland Herzfelde zusammenlebte. Schon 1927 war bei Kiepenheuer ihre erste Erzählung gedruckt worden. John Heartfield war von den Katzenaugen der jungen Frau derart fasziniert, dass er ihr Gesicht auf dem Schutzumschlag für Ilja Ehrenburgs »Die Liebe der Jeanne Ney« verewigte.

Am 20. März 1908 in Westfalen geboren, verbrachte Maria ihre Kindheit in Westpreußen, wo ihr Vater ein Gut gekauft hatte. Nach dem Abbruch des Lyzeums nahm sie Zeichenunterricht bei Ludwig Meidner und Willy Jäckel. Hier bekam sie auch erste Kontakte zur Künstlerszene. 1927 trat sie der KPD bei, arbeitete offensichtlich auch in deren Geheimapparat und wählte 1934 aus Sympathie für die Sowjetunion das Pseudonym »Maria Osten«. Nach kurzer Ehe mit dem Regisseur Jewgeni Tscherwiakow lebte sie ab 1932 mit dem bekannten sowjetischen Journalisten und »Prawda«-Redakteur Michail Kolzow zusammen. Im gleichen Jahr wurde sie Redakteurin der »Deutschen Zentral-Zeitung« (DZZ) in der UdSSR.

Nach Hitlers Machtantritt arbeitete sie in der Emigration und engagierte sich nach 1935 in der Internationalen Schriftstellervereinigung zur Verteidigung der Kultur. Sie war befreundet mit Ilja Ehrenburg, Louis Aragon, mit der Familie Brecht, mit J. R. Becher, Egon Erwin Kisch und besonders mit Ernst Busch. Lion Feuchtwanger begleitete sie bei seiner berühmten Reise Ende 1936/ Anfang 1937 in die UdSSR. Ernest Hemingway setzte ihr in seinem Weltbestseller »Wem die Stunde schlägt« als Maria, der Freundin des Kämpfers Karkow (Kolzow), ein literarisches Denkmal. 1934 hatten Maria und Kolzow nach einer Reportagenreise durch Frankreich und das Saarland Hubert L’Hoste, Sohn eines kommunistischen saarländischen Bergarbeiters, adoptiert. Es entstand das Buch »Hubert im Wunderland«, eine Montage, die die unterschiedlichen Lebenswelten des Sozialismus und Kapitalismus aufzeigte. Während des Spanischen Krieges bereiste Maria im Auftrag der DZZ das Land. Ihre »Spanien-Reportagen« erschienen auch in russischer Sprache. Sie half Ernst Busch bei den Aufnahmen der »Canciones de las Brigadas Internacionales«. Und sie gründete in Spanien ein Kinderheim und adoptierte auch hier einen Jungen, der bei einem Bombardement der Faschisten seine Eltern verloren hatte. 1938 übernahm Maria die Pariser Redaktion der neuen Exilzeitschrift »Das Wort« unter der Leitung von Willi Bredel.

Als Kolzow, offensichtlich auf Grund einer Denunziation des französischen KP-Funktionärs André Marty, am 14. Dezember 1938 in Moskau verhaftet worden war, reiste Maria trotz Warnung von Freunden zu ihm. Ihr Adoptivsohn Hubert weigerte sich, die »Frau eines Volksfeindes« in die Wohnung zu lassen. In einem billigen Hotel lebend, pflegte sie die todkranke Margarete Steffin, die Brecht auf der Durchreise in die USA in Moskau lassen musste. Die Kaderkommission der KPD schloss Maria Osten 1939 u. a. wegen ihrer »Verbindungen zur Malik-Clique« aus der Partei aus. Am 24. Juni 1941 wurde sie vom NKWD verhaftet und am 16. September 1942 im Gefängnis von Saratov erschossen – 34 Jahre jung.

Werner Abel
Aus “Neues Deutschland“ vom 15.9.2012

Vor 48 Jahren starb der prager Versuch des „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“

21 Aug

Wir wollen sie nicht vergessen: 98 Tschechen und Slowaken aber auch 50 Soldaten der Besatzer-Armeen starben bei der brutalen Niederschlagung des PRAGER FRÜHLINGS, der (vor-)letzten Hoffnung des real existierenden Staatssozialismus.

Viele schreckliche Details von damals: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Prager_Frühling#Einmarsch_der_Truppen_der_Warschauer-Pakt-Staaten

 

Hugo Eberlein, * 4.5.1887, † 30.7.1941

4 Mai

Bernd Wittich berichtet von einem Gesprach mit Hugos Sohn, Werner Eberlein. Dieser war nach dem Gulag-Aufenthalt zunächst Dolmetscher wenn Chrustschow in der DDR war und rückte später selber ins SED- Politbüro auf. Obwohl er nach eigenen Angaben wusste, dass Ulbricht für den Tod seines Vaters mitverantwortlich war, hat er ihn NIE darauf angesprochen.

Laßt uns das Schweigen brechen und der Stalin-Opfer gedenken:

Geboren am 4. Mai 1887 in Saalfeld, Sohn eines Fabrikarbeiters; lernte Zeichner. 1905 Mitglied der Gewerkschaft und 1906 der SPD. Eberlein – ein gewandter, schlagfertiger und belesener Mann – stand in den Parteidiskussionen auf dem linken Flügel. Er war ein treuer Anhänger Rosa Luxemburgs, die nach Kriegsausbruch seine weniger bekannte Adresse für wichtige Korrespondenz benutzte, und von Anfang an führend in der Gruppe der Linken, der späteren Spartakusgruppe. Als ausgezeichneter Organisator spielte er im Krieg neben Leo Jogiches für den Spartakusbund eine wichtige Rolle. Mehrmals verhaftet und zum Heer eingezogen, konnte er sich wegen eines Asthmaleidens immer wieder dem Militärdienst entziehen. Er war Teilnehmer der ersten Reichskonferenz der Spartakusgruppe im Januar 1916. Seit 1917 gehörte er mit der Spartakusgruppe zur USPD. Kurz vor Ausbruch der Novemberrevolution in Ostpreußen desertiert, gründete Eberlein in Danzig eine Gruppe des Spartakusbundes und wurde dort nach Ausrufung der Revolution 2.Vorsitzender des Arbeiter- und Soldatenrates. Nach Berlin zurückgekehrt, wurde er Mitglied des Vorstandes des Spartakusbundes, verantwortlich für die Geschäftsleitung.

 

Auf dem Gründungsparteitag der KPD hielt er am 31.Dezember 1918 das Referat über die Organisation. Am 11. Januar 1919 mit Jogiches verhaftet, konnte Eberlein entkommen und lebte in der folgenden Zeit illegal. Delegierter auf allen Parteitagen der KPD, wurde er vom I. bis zum XI. Parteitag immer in die Zentrale bzw. in das ZK gewählt, gehörte fast immer dem Orgbüro und zeitweise auch dem Polbüro an. Im März 1919 gelangte Eberlein als einziger deutscher Vertreter zum Gründungskongreß der Komintern nach Moskau (Pseudonym Max Albert). Dort hat er sich, entsprechend einem Beschluß der KPD und dem Wunsch der inzwischen in Deutschland ermordeten Rosa Luxemburg, gegen die sofortige Gründung der Komintern gewandt und sich bei der Gründung der Kommunistischen Internationale der Stimme enthalten. Nach Deutschland zurückgekehrt, plädierte er für den Anschluß an die Komintern, den die KPD dann beschloß. Während der März-Aktion 1921 und bei den Vorbereitungen des Aufstandes 1923 auch im AM-Apparat der KPD aktiv. Von 1921 bis 1933 war er Abgeordneter des Preußischen Landtags. Ende 1923 wandte er sich von Heinrich Brandler ab und ging zur Mittelgruppe, die bis zum IX. Parteitag im April 1924 die Partei leitete. Eberlein gehörte zu den Organisatoren dieses illegal abgehaltenen Parteitags und wurde dort als einer der vier Vertreter der Mittelgruppe in die linke Zentrale gewählt, in der er loyal mitarbeitete. Allerdings verlor er seine Funktion als Sekretär des Polbüros und die Leitung der Agitproparbeit, er lenkte die geschäftlichen Unternehmungen, Druckerei- und Zeitungsverlage, später die gesamte Finanztätigkeit der KPD.

Eberlein war in der Folgezeit einer der Vertrauensleute der Komintern-Führer in Deutschland und als Leiter der Geschäftsabteilung kontrollierte er zugleich die finanzielle Unterstützung der KPD durch Moskau. Auf dem X. Parteitag 1925 kam er wieder ins ZK, sein Einfluß stieg in der Partei nach dem »Offenen Brief« beträchtlich. Auf dem Xl. Parteitag 1927 als ZK-Mitglied ins Polbüro aufgenommen, 1928 wählte ihn der VI. Weltkongreß der Komintern in die Internationale Kontrollkommission, der VII. Weltkongreß 1935 in Moskau, an dem er teilnahm, bestätigte später dieses Mandat. Eberlein gehörte zur Versöhnler-Gruppe. Er hatte maßgebenden Anteil an der Aufdeckung der Wittorf-Affäre und war nebenGerhart Eisler Hauptinitiator der Absetzung Ernst Thälmanns im September 1928. Nach dem Eingreifen Stalins wurde er »kaltgestellt«, kapitulierte später mit der Mehrheit der Versöhnler und wurde auf weniger wichtige Posten abgeschoben. Eberlein hatte 1913 in Berlin Anna Harms (*15.7. 1889 – † 11. 1. 1964), die ebenso wie er ab 1919 der KPD angehörte, geheiratet. Er war in zweiter Ehe dann mit Inna Armand, einer Tochter der berühmten aus Frankreich stammenden russischen Bolschewikin Inessa Armand, einer Freundin Lenins, verheiratet. Beider Tochter Ines wurde 1923 in Berlin geboren. Eberlein stand in enger Freundschaft zu Wilhelm Pieck. Nach 1929 im Komintern-Apparat tätig, wozu ihn Bela Kun herangezogen hatte, blieb er dies auch nach 1933 und beteiligte sich in Frankreich maßgeblich an der Organisierung der Volksfrontbewegung. Er wurde im September 1935 in Straßburg wegen »Spionage« verhaftet und im März 1936 in die Schweiz abgeschoben. Seit 1933 lebte Eberlein – inzwischen von Inna Armand getrennt – mit seiner Sekretärin Charlotte Scheckenreuter zusammen. Beide flüchteten im August 1936 von Antwerpen über Leningrad nach Moskau und wohnten dort im Hotel »Lux«. Auf Eberleins 50.Geburtstag im Mai 1937 verkündete Pieck, Hugo Eberlein werde rehabilitiert und wieder zur KPD-Arbeit herangezogen. Tatsächlich aber hat ihn das NKWD in der Nacht vom 27. zum 28. Juli 1937 verhaftet, in die Lubjanka gesperrt und von ihm unter fürchterlicher Folter »Geständnisse« erzwungen. In einem Brief an Charlotte Scheckenreuter vom November 1939 (erstmals vollständig veröffentlicht 2008), der sie aber nicht mehr erreichte, berichtete Eberlein: »Nach der Verhaftung saß ich bis zum 19. 1. 1938 ohne jegliches Verhör in Haft. Am 19.Januar 1938 begann das Verhör, das ununterbrochen zehn Tage und Nächte dauerte. Ich mußte ohne Schlaf und fast ohne Nahrung die ganze Zeit stehen. Das Verhör bestand in der Erhebung der sinnlosesten Anschuldigungen und wurde durch solche Faust- und Fußschläge begleitet, daß ich nur unter schrecklichsten Schmerzen stehen konnte. Die Haut platzte, in den Schuhen sammelte sich Blut … Im April 1938 transportierte man mich ins Lefortowo-Gefängnis. Hier wurden alle Verhöre mit den schrecklichsten Verprügelungen begleitet, man prügelte mich wochenlang Tag und Nacht. Auf dem Rücken gab es kein Stück Haut, nur das nackte Fleisch. Auf einem Ohr konnte ich wochenlang nichts hören, und auf einem Auge konnte ich wochenlang nichts sehen, weil die Blutgefäße im Auge verletzt wurden. Oft fiel ich in Ohnmacht.« Am 5. Mai 1939 wurde Hugo Eberlein in einer geschlossenen Sitzung des Militärkollegiums des Obersten Gerichts der UdSSR zu 15 Jahren Lagerhaft verurteilt und am 1. Juni 1939 nach Workuta transportiert. 1941 kam er in ein Lager 100 km nördlich von Syktywkar in der ASSR der Komi, dann zurück nach Moskau und erneut angeklagt. Am 30. Juli 1941 lautete das Urteil Tod durch Erschießen. Hugo Eberlein wurde am 16. Oktober 1941 erschossen.

Charlotte Scheckenreuter (* 30. 10. 1909 – †11. 8. 1982), seine Lebensgefährtin, war Tochter eines Essener Bergarbeiters, 1927 Mitglied der KPD, Kontoristin und Stenotypistin bzw. ab 1930 in der Abteilung Kasse der BL Ruhrgebiet. Im Juli 1933 ins Saargebiet emigriert. Ab Oktober 1936 arbeitete sie unter dem Parteinamen Lotte Reuter an der Leninschule in Moskau. Dort am 18. Juni 1938 verhaftet und der »Beihilfe zur Spionage« angeklagt. Im Januar 1939 zwar entlassen, aber mittellos und ohne jegliche Unterstützung, blieb ihr nur die Rückreise nach Deutschland. Hier wurde sie am 3.November 1939 verhaftet. Charlotte Scheckenreuter überlebte die Nazidiktatur, heiratete nach 1945 den Essener Altkommunisten und Spanienkämpfer Heinrich Schürmann. 2008 veröffentlichten Ruth Stoljarowa und Wladislaw Hedeler im »JahrBuch für Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung« eine biographische Skizze über Charlotte Scheckenreuter.

Hugo Eberlein wurde am 31. Oktober 1956 durch das Militärkollegium des Obersten Gericht der UdSSR juristisch rehabilitiert. Seine Tochter Ines erhielt 1956 eine offizielle Sterbeurkunde, angeblich war ihr Vater am 12. Januar 1944 »verstorben«. Sein Sohn aus erster Ehe, Werner Eberlein (*9.11. 1919 – † 11. 10. 2002) emigrierte im April 1934 zum Vater in die Sowjetunion, er besuchte die Karl-Liebknecht-Schule in Moskau. Nach der Verhaftung seines Vaters mußte er bis 1940 in Moskau arbeiten und wurde anschließend für acht Jahre nach Sibirien verbannt. Im April 1948 nach Deutschland zurückgekehrt, trat er in die SED ein und wurde Übersetzer beim FDGB und im ZK der SED. Von 1951 bis 1954 Kursant an der Parteihochschule in Moskau, arbeitete anschließend bis 1959 beim »Neuen Deutschland«, dann Mitarbeiter des ZK der SED, Chefdolmetscher sowohl Walter Ulbrichts als auch Erich Honeckers bei Gesprächen mit der sowjetischen Führung. Seit 1971 Mitglied der ZRK, gehörte er ab 1981 dem ZK an, 1983 1. Sekretär der BL Magdeburg.Werner Eberlein wurde 1985 Kandidat, und 1986 Mitglied des Politbüros der SED, später war er in der PDS.

 

 

Peter Funk-Ziert geb. 5.2.1909 in Köln, erschossen 29.12.1937 in Moskau

5 Feb
Plakat mit Foto für die Gedenkwand während der "Woche des Gewissens", angefertigt von P. Funk-Zierts Tochter Tatjana Sagorje mit dem Aufruf an alle, die ihren Vater kannten, sich bei ihr zu melden. Moskau, November 1988. Quelle: Archiv NIPZ "Memorial".

Plakat mit Foto für die Gedenkwand während der Woche des Gewissens, angefertigt von P. Funk-Zierts Tochter Tatjana Sagorje mit dem Aufruf an alle, die ihren Vater kannten, sich bei ihr zu melden. Moskau, November 1988. Quelle: Archiv NIPZ Memorial.

05.02.1909

In Troisdorf bei Köln in Arbeiterfamilie geboren.
Mitglied des Kommunistischen Jugendverbandes, Mitglied der KPD, politischer Flüchtling (wegen Sabotage im Betrieb).

1933

Emigration in die UdSSR auf nachdrücklichen Wunsch der Komintern. Arbeitet als Schlosser in einem Moskauer Betrieb.

August 1937

Verhaftung

23.12.1937

Verurteilung durch eine so genannte „Dwoika“ (Kommission des NKWD und der Staatsanwaltschaft) wegen „Spionage, Diversion, terroristischer und konterrevolutionärer Tätigkeit zugunsten Deutschlands und Verrats heimlicher Spionagekenntnisse an den deutschen Geheimdienst“ zum Tod durch Erschießen.

29.12.1937

In Moskau erschossen und auf dem Friedhof Butowo beigesetzt.
An die Verwandten ergeht die Mitteilung über ein Strafmaß von 10 Jahren Lagerhaft ohne Recht auf Briefwechsel.

Sie erhalten später eine Todesurkunde mit dem gefälschten Todesdatum vom 22.01.1942.

11.11.1957

Rehabilitierung

Plakat mit Foto für die Gedenkwand während der „;Woche des Gewissens“ angefertigt von P. Funk-Zierts Tochter Tatjana Sagorje mit dem Aufruf an alle, die ihren Vater kannten, sich bei ihr zu melden. Moskau, November 1988.

Die 5 Todesopfer vom 17. Januar 1937

17 Jan

An diesem Tag entscheid sich das frühe Ende von fünf Einwanderern nach „Sowjetrussland“. Sie kamen als Freunde, und wurden an diesem Tag verhaftet, oder verurteilt.

Als „Faschisten, Konterrevolutionäre oder Spione“. Aus Frankfurt am Main, aus Wien, aus Riga, aus Polen und aus Hamburg.

VERGESST SIE NICHT!

 

Rigutini, Ernesto (Vater Silvio), geb. 1898 in Frankfurt/Main, Deutscher, Sohn eines Lehrers, mittlere Bildung, parteilos; Kunstmaler im biologischen Mu-seum »Timirjazev«, wohnhaft in Siedlung Krylatskoe 165, Kuncevo, Moskauer Gebiet. Verhaftet am 17. Januar 1938; beschuldigt der Zugehörigkeit zu einer faschistischen Organisation, konterrevolutionärer Tätigkeit gegen die Sowjet-macht und der Verbindungen zu Deutschen, Italienern und Letten, von der Kommission des NKVD und der Staatsanwaltschaft der UdSSR am 23. März 1938 zum Tode verurteilt, am 7. April 1938 erschossen. Rehabilitiert am 14. September 1989. Bestattungsort Butovo.

 

Hebert/Gebert? (russ. Gebert), Karl (Koppert, Jan; Vater Theodor), geb. 1894 in Wien, Deutscher, aus einer Arbeiterfamilie, mittlere Bildung, parteilos; Me-chaniker im Werk »E · lektrostal’«, wohnhaft in der Werksiedlung 32, Moskauer Gebiet. Verhaftet am 17. Januar 1938; beschuldigt der Spionage für Deutsch-land, von der Kommission des NKVD und der Staatsanwaltschaft der UdSSR am 29. Juli 1938 zum Tode verurteilt, am 9. August 1938 erschossen. Rehabili-tiert am 9. Februar 1959. Bestattungsort Butovo.

 

Trepke, Alexander (Vater Paul), geb. 1898 in Riga, Deutscher, aus einer Inge-nieursfamilie, mittlere Bildung, parteilos; Architekt und Kunstmaler beim Me-troprojekt, wohnhaft in Moskau, ul. Kolodeznaja 5, Baracke 3 des ingenieur-technischen Personals. Verhaftet am 17. Januar 1938; beschuldigt der Spionage für Österreich und systematischer konterrevolutionärer antisowjetischer Pro-paganda, von der Kommission des NKVD und der Staatsanwaltschaft der UdSSR am 23. März 1938 zum Tode verurteilt, am 7. April 1938 erschossen. Re-habilitiert am 4. Oktober 1989. Bestattungsort Butovo.

 

Weber, Karl (Vater Adolf), geb. 1894 in Polen, Deutscher, aus einer Arbeiterfa-milie, mittlere Bildung; Schlosser in der 1. Druckerei des Verlages »Transz ˇel-dorizdat«, wohnhaft in Moskau, ul. Krassina 7. Verhaftet am 17. Januar 1938; beschuldigt der Spionage, von der Kommission des NKVD und der Staats-anwaltschaft der UdSSR am 15. Februar 1938 zum Tode verurteilt, am 28. Fe-bruar 1938 erschossen. Rehabilitiert am 28. August 1958. Bestattungsort Butovo.

 

Passarge, Carl Albrecht (Allinger, Karl; als Autor Rieckmann, Deike), geb. am 27. Januar 1908 in Lübeck, wohnte in Hamburg, Lachnerstraße 1, emigrierte in die UdSSR. Am 12. Dezember 1937 verhaftet, am 17. Januar 1938 zum Tode verurteilt, am 29. Januar 1938 in Leningrad erschossen.

 

Der junge Arbeiter Alex Brzoska kam in die UdSSR als Freund, und wurde an die Nazis ausgeliefert. Am 14. Januar 1940 starb er im KZ Sachsenhausen.

14 Jan
Brzoska, Alex, * 1.8. 1902 in Friedrichshof Kr. Ortelsburg/Ostpr., + 12.1.1940 im KZ Sachsenhausen
Er wurde schon mit 6 Jahren Vollwaise, kam 1917 nach Gelsenkirchen, arbeitete seit November 1920 auf der Zeche Dahlbusch, später auf der Zeche Zollverein in Katernberg, wo er im September 1929 arbeitslos wurde. Am 1. 8.1930 ging er mit dem Sammeltransport in die Sowjetunion. Dort arbeitete er im Braunkohlen-Bergbau in Bobrik-Donskoi (später Stalinagorsk Ogel), Region Tula.
Er heiratete die Sowjetbürgerin Nathalie Yerschowa und hatte zwei Kinder mit ihr. Nach eigenem Bekunden war Brzoska sowohl in Deutschland wie in der SU politisch nicht engagiert.
Am 19.11.1937 wurde er verhaftet. Trotz Dauersteh-Folter legte er kein Geständnis ab. Am 23.2.1938 wurde ihm das Ausweisungsurteil wegen Spionage und Schädlingsarbeit mitgeteilt. Der Abschiebungstransport über Minsk zog sich bis zum 20.10.1938 hin. Er kam nach Königsberg, wurde dort zu einem bisher nicht bekannten Zeitpunkt verhaftet. Am 12. Januar 1940 starb er im KZ Sachsenhausen
Frau und Kinder gelangten nach Deutschland; sie lebten jedenfalls während des 2. Weltkrieges in Berlin-Charlottenburg.
Quellen: Auskunft Stadt Gelsenkirchen, Stammkarte Bundesknappschaft, PAAA Vernehmungen etc R 104552 (dort – bei offenkundiger Identität – Namensschreibung Broßka), Auskunft Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen v. 15.10.2001, gestützt auf Originalquelle JSU 1/96, Bl. 012 (Veränderungsmeldungen) und 1940 Sterbebuch-Nr. 0214 Standesamt Oranienburg, PAAA Vernehmungen etc R 104562 Rudolf und Maria Sobiech, mdl. Auskunft von Waltraud Bury-Sobiech, Gelsenkirchen-Rotthausen.